„Die Anzahl der muslimischen Patienten hat sich in Kliniken erheblich vergrößert. Im Klinikum Ludwigsburg ist die Anzahl der muslimischen Patienten auf Stationen auch täglich gestiegen. So kann ich sicherlich behaupten, dass ich auf jeder Station mindesten 2-3 muslimische Patient*innen, sogar in manchen viel mehr, begegnen würde. Zum Beispiel in der Frauen- und Kleinkindabteilung sind auch oft junge Flüchtlingsmütter, oder Frauen, die gynäkologisch behandelt werden. Auf den Intensivstationen sind immer einige muslimische Patient*innen, wo die Angehörigen auf Trost und Beistand angewiesen sind. Auf Palliativstationen habe ich in den letzten Jahren viele Krebskranke betreut und erfahren, dass diese Patienten am meisten Trost und Unterstützung benötigen.
Seelsorge mit islamischem Hintergrund und kulturellen Vorkenntnissen wird sowohl von den Patienten als auch deren Angehörigen sehr hochgeschätzt. Da die institutionelle Seelsorge bei der muslimischen Gesellschaft noch nicht ganz bekannt ist, musste ich Mühe und Geduld mitbringen und oft das seelsorgerische Versorgen im islamischen Kontext erklären. Die Patienten oder Angehörigen begrüßen mich bei der zweiten Begegnung mit vollem Vertrauen, Gelassenheit und Hoffnung. Das Pflegepersonal hatte am Anfang sehr vorsichtig auf meine Anwesenheit reagiert. Aber in einigen Stationen, wo die seelsorgerische Unterstützung für die muslimischen Patienten und Angehörigen große Bedeutung aufweist, wurde und werde ich immer noch zügig eingeladen, kontaktiert und über die wichtigen Fragen der Patienten informiert. Meine Kollegen von der christlichen Seelsorge hießen mich sehr herzlich willkommen. Es besteht im Klinikum eine interreligiöse und interkulturelle Dialoggruppe, in der ich auch ein Mitglied bin. Wir treffen uns regelmäßig und tauschen Infos oder Erfahrungen aus, indem wir uns um Konflikte oder Verbesserung der Qualität kümmern. Ich erfahre die christlichen Seelsorgern als freundlich, hilfsbereit und habe die Hoffnung, dass wir in Zukunft eine gute Zusammenarbeit leisten können.”